Der Kaffeepreis ist auf einen hohen Niveau – und wird wohl auch dort bleiben
In den letzten Monaten geisterte es immer mal wieder durch die Presse und nach und nach macht es sich auch beim Endverbraucher bemerkbar: Der Kaffeepreis steigt, allein seit April schon um mehr als 50%. Auch wir waren letztlich gezwungen, unsere Preise anzuheben, so schwer dieser Schritt auch fiel.
Warum die Preise steigen und wieso wir davon ausgehen müssen, dass das hohe Niveau bleibt und tendenziell eher noch weiter steigen wird, erklären wir in diesem Artikel.
So entsteht der Kaffeepreis
Kaffee ist ein börsennotiertes Handelsgut, weshalb der Weltmarkt Preisschwankungen unterliegt, die nicht nur mit Angebot und Nachfrage zu tun haben. Der Kaffeepreis ist also nicht stabil sondern entwickelt sich aufgrund unterschiedlichster Umstände nach oben oder unten. Zusätzlich zum an der Börse ermittelten Grundpreis, wird Kaffee in verschiedene Qualitätsstufen eingeteilt. Je besser der Kaffee, desto höher ist der Aufschlag auf den Grundpreis, wohingegen sehr schlechte Qualitäten sogar unterhalb dieses Preises gehandelt werden.
In den letzten Jahren gab es immer wieder Rekordernten und somit ein Überangebot, was zu einem generell niedrigen Preisniveau führte. Besonders die Ernteprognosen in Brasilien sind ausschlaggebend für den Kaffeepreis, denn das Land ist mit durchschnittlich 55-60 Millionen Sack (je 60 Kg) Kaffee der mit Abstand größte Kaffeeproduzent der Welt.
Der Kaffeepreis unterliegt natürlich Schwankungen, hat sich im Laufe des Jahres insgesamt jedoch immer weiter nach oben entwickelt.
Am 02.09.2021 liegt der Kurs bei 1,95 US-Dollar pro amerikanisches Pfund (ca. 453 Gramm).
Die Gründe für den Preisanstieg sind vielfältig
Bereits seit Anfang des Jahres steigen die Preise kontinuierlich, besonders hochwertige Arabicas sind betroffen. Während die Corona-Pandemie natürlich alles deutlich erschwert und in anderen Branchen für die meisten Probleme hauptverantwortlich ist, spielen beim Kaffeepreis noch andere Faktoren eine Rolle. Aber fangen wir von vorne an.
Schon 2020 sorgten Wirbelstürme in Honduras und Nicaragua für zerstörte Plantagen und somit langfristige Schäden, die über Jahre hinweg das Erntevolumen verringern werden. Die Nachfrage nach Kaffee aus diesen Ländern kann also nicht vollständig gedeckt werden, was bereits für diese speziellen Kaffees zu einer Preissteigerung führte.
Im Frühjahr 2021 kam es durch den erlahmten Welthandel zu einer Containerknappheit, speziell in Asien. Dadurch verzögerten sich Lieferungen und Frachtraten für die Verschiffung stiegen immens, das hohe Niveau der Transportkosten ist seit dem geblieben.
Im Mai 2021 kam es in Kolumbien zu erheblichen politischen Unruhen, die Bevölkerung wandte sich gegen ihre weit rechts positionierte Regierung, die daraufhin quasi Krieg gegen das eigene Volk führte. Durch die Unruhen waren Straßen und Häfen blockiert, Rohkaffee konnte das Land nicht verlassen. Da Kolumbien nach Brasilien und Vietnam der drittgrößte Kaffeeproduzent ist, handelte es sich um eine erhebliche Menge Kaffee, die auf Verschiffung wartete und so zu einer weiteren Preissteigerung führte.
Über den Sommer erholte sich die Nachfrage, da das Leben sich in vielen Ländern zumindest teilweise normalisierte. Das Angebot blieb jedoch aufgrund der deutlich verlängerten Lieferzeiten hinter der Nachfrage zurück, sodass der Kaffeepreis sich weiterhin fleißig nach oben bewegte.
Der entscheidendste und leider auch nachhaltigste Grund für den gestiegenen Kaffeepreis ist jedoch das Wetter in Brasilien. Als weltweit größter Kaffeeproduzent sind die Ernteprognosen und das Wetter in Brasilien der Hauptindikator für die Entwicklung des Börsenkurses. Während das Land unter einer monatelangen Dürre litt, die die Ernteprognosen bereits senkte, kam im Juli eine unerwartete Kaltfront hinzu. In der Region Minas Gerais, aus der ca. 70% des brasilianischen Kaffees stammt, lagen die Temperaturen über Tage hinweg unter dem Gefrierpunkt. Die Kaffeepflanze benötigt konstante Temperaturen zwischen 18°C-20°C, bereits bei 13°C kann sie Schaden nehmen. Die Kaltfront hat große Teile der Ernte vernichtet und junge Pflanzen getötet, sodass wir die Auswirkungen noch über Jahre spüren werden.
Insgesamt geht das US-Landwirtschaftsministerium von einem Minus von rund 11 Millionen Säcken für die Ernteperiode 2021/2022 im Vergleich zum Vorjahr aus.
Aufgrund der großen Schäden durch den Frost sowie durch die Schäden in Honduras und Nicaragua, werden die Erträge wohl auch in den kommenden Jahren auf einem niedrigeren Niveau liegen. Hinzu kommt die immer größere Gefahr durch Wetterextreme und Umweltkatastrophen als Folge des Klimawandels, auch in anderen Kaffeeanbauländern. Aus diesem Grund werden wir uns auch in Zukunft eher auf steigende Preise für Rohkaffee einstellen müssen.
Auch abseits des Rohkaffees gab es Preissteigerungen
Während der gestiegene Preis für Rohkaffee natürlich der Hauptgrund für die allgemeinen Preissteigerungen ist, haben in den letzten Monaten auch andere Positionen dazu geführt, dass nahezu alle Kaffeeröster ihre Preise erhöhen mussten.
So sind Verpackungen teils sehr schlecht lieferbar und deutlich im Preis gestiegen, Kartonagen dank des vermehrten Onlinehandels ebenso. Auch Transportkosten ziehen weiter kräftig an, sowohl im Versand einzelner Pakete als auch bei Speditionen.
Der stark gestiegene Kaffeepreis in Kombination mit den hier genannten Punkten führte nun dazu, dass eine Weitergabe der Kosten an den Kunden nicht mehr zu vermeiden war. In absehbarer Zeit ist eine Entspannung der Situation nicht zu erwarten, speziell beim Rohkaffee wird es lange dauern, die Schäden auszugleichen und die Erntemengen wieder auf das alte Niveau zu heben. Kurzfristig kann der Markt sich dann erholen, der Klimawandel wird vermutlich jedoch langfristig eher für weitere Preissteigerungen sorgen.
Wann und wie genau der Markt sich entwickelt, wissen wir natürlich noch nicht. Da hilft nur Kaffee trinken und abwarten.