Reiner Hochlandkaffee, 100% Arabica – so wird gerne für Kaffees geworben, die Attribute sollen den Eindruck erwecken, dass Premiumqualitäten in der Tüte sind. Aber was sagen diese Bezeichnungen eigentlich aus?
Arabica und Robusta, was ist das überhaupt?
Arabica und Robusta sind die Namen der wirtschaftlich bedeutsamsten Kaffeearten. Sie sind also zwei Unterarten der Coffea, der Kaffeepflanze. Es gibt diverse weitere Unterarten, welche allerdings aufgrund ihres weniger guten Geschmacks auf dem Weltmarkt kaum bis gar nicht vertreten sind.
Zunächst einmal zu den Fakten. Die Coffea Arabica wächst zwischen 800 und 2000m Höhe, benötigt konstante Temperaturen um die 20°C und ausreichend Niederschlag. Sie hat bis zu 1,4% Koffein und ist recht anfällig gegenüber Schädlingen und Wetterschwankungen. Außerdem hat die Coffea Arabica mehr als 50 Unterarten (Varietäten), die für eine große aromatische Vielfalt sorgen. So reicht das Geschmacksbild von leichten, süßen, fruchtigen und blumigen Noten über nussige und schokoladige bis hin zu kräftig würzigen Noten, immer abhängig von angepflanzter Varietät und Anbauregion.
Robusta hingegen ist eine Varietät der Coffea Canephora und hat selbst keine weiteren Unterarten. Wie der Name schon sagt, ist Robusta deutlich robuster, wächst in niedrigeren Regionen bis ca. 1000m Höhe, kann größere Temperaturschwankungen verkraften und wird dank bis zu 4,8% Koffein besser mit Schädlingen fertig. Geschmacklich ist jedoch keine allzu große Vielseitigkeit gegeben, Unterschiede ergeben sich weniger aus der Pflanze selbst als vielmehr aus unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, Böden und Aufbereitungsmethoden. Dennoch reichen die Aromen über erdig, nussig und würzig bis hin zu schokoladig. Kräftig ist Robusta aber immer.
Auswirkungen auf den Preis
Robusta ist nicht so vielfältig im Geschmack und weist nicht so feine Nuancen auf. Das macht ihn rein sensorisch weniger interessant als die vielen verschiedenen Arabica-Varietäten, die allein schon durch ihre geschmacklichen Eigenarten und feine Noten sehr begehrt sind. Die Nachfrage sorgt dementsprechend schon alleine für höhere Grundpreise auf Arabicas.
Des Weiteren hat der Anbau Auswirkungen auf die Preisgestaltung. Robusta ist widerstandsfähiger als Arabicas, kann sich besser gegen Schädlinge zur Wehr setzen und ist nicht ganz so empfindlich, was Wetterumschwünge betrifft. Das macht ihn nicht so anspruchsvoll im Anbau und der Verarbeitung. Robusta wächst außerdem in tieferen Lagen, somit sind die Flächen oft ebener, was die Ernte bedeutend erleichtert.
Diese Punkte machen sich natürlich im Preis bemerkbar. Robusta ist meist günstiger als Arabicas in vergleichbaren Qualitäten, was ihren Einsatz natürlich wirtschaftlich interessant macht.
Und was ist nun besser?
Grundsätzlich sind Arabicas feiner, vielfältiger und oft interessanter als Robustas. Allerdings gibt es sowohl qualitativ sehr minderwertige Arabicas als auch sehr hochwertige Robustas. Qualitativ minderwertige Arabicas sind geschmacklich in jedem Fall schlechter und auch günstiger im Einkauf als ein ordentlicher Robusta.
Die Aufschrift „100% Arabica“ ist also eine reine Inhaltsangabe und lässt keinen Rückschluss auf die Qualität des Kaffees zu! Auch der Hinweis „Hochlandkaffee“ sagt relativ wenig aus. Zwar ist es so, dass höher gewachsene Kaffees langsamer wachsen und dadurch mehr Aromen ausbilden, Hochland jedoch beginnt per Definition schon ab 900m Höhe. Arabicas wachsen ab 800m und Robustas bis zu 1000m Höhe. Hochlandkaffee ist also nicht zwingend Arabica, diese Angabe sagt einzig und allein, dass der Kaffee auf über 900m gewachsen ist. Wie die Qualität der Bohnen ist, spielt bei dieser Aussage also keine Rolle.
Es gibt also gute, schlechte und mittelgute Kaffees bei beiden Sorten. Letzten Endes liegt es im Ermessen des Rösters, welche Qualitäten er einsetzt.
Wir setzen zum Beispiel ganz bewusst tolle Robustas ein, um besonders unsere Espresso-Mischungen zu verfeinern. So bekommen wir kräftige, schokoladige Espressi, die trotzdem nicht bitter werden.
Gute Qualitäten erkennen
Ein erster Hinweis auf gute Qualität ist ganz klar der Preis. Kaffee ist ein extrem preissensibles Produkt, bei der absoluten Mehrheit der Konsumenten gilt leider nach wie vor die Devise billiger ist besser. Wenn also das Kilo Kaffee 16, 17€ oder mehr kostet, kann man durchaus davon ausgehen, dass hier ordentliche Qualitäten verarbeitet wurden. Auch weitere Angaben auf der Kaffeeverpackung lassen Rückschlüsse zu: Welche Mischungsbestandteile sind enthalten (aus welchen Ländern kommen die Kaffees), oder (bei Single Origins) von welcher Finca oder Kooperative stammt der Kaffee? Wie wurde geröstet? Im Trommelröster lassen sich schlechte Rohkaffeequalitäten gar nicht erst verarbeiten. Je mehr solcher Informationen auf der Verpackung angegeben sind, desto eher können Sie auf gute Qualität schließen. Und im Zweifel fragen Sie einfach beim lokalen Röster Ihres Vertrauens nach.